Fondpreise in Österreich: Der neue grüne Finanzmarkt

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Investieren und dabei das grüne Gewissen pflegen? Das geht inzwischen mit nachhaltigen Geldanlagen immer öfter. Die Fondspreise in Österreich spiegeln wieder, dass Anleger sich ihre Investments in der Alpenrepublik zunehmend nach ethischen Gesichtspunkten aussuchen.

Von der Nische zum Bestimmer der Fondspreise?

Die Fondspreise richten sich noch immer vor allem an den üblichen Geldanlagen aus, die im durchschnittlichen Portfolio der Privatanleger zu finden sind. Die Wertentwicklung ist dabei stets der bestimmende Faktor, denn schließlich geht es in erster Linie darum, einen Fonds zu finden, der gute Renditen bringt.

Die ethischen Gesichtspunkte sind für viele Anleger aber ein immer wichtigerer Faktor bei der Suche, selbst wenn die Fondspreise sich nicht automatisch nach dem ökologischen oder sozialen Gewissen ausrichten.

Wer in seinem Portfolio beispielsweise keine Waffen oder Aktien von großen Pharmakonzernen haben möchte, muss sich entsprechende Fonds heraussuchen. Die Privatanleger in Deutschland legen zumeist eher konventionell an. Während die sogenannten nachhaltigen Investitionen am Aktienmarkt etwas für die großen Fonds und professionellen Investoren sind, die hierbei vor allem in vielversprechende Startups investieren möchten, findet man in Österreich immer häufiger Privatanleger, die in ihrem Portfolio nachhaltige Werte haben möchten. Daher richtet sich das Management der Fondsanbieter dem Marktausblick entsprechend stärker auf die kommenden Trends aus.

Die Zahlen für Österreich sprechen hierbei eine deutliche Sprache. Dem aktuellen Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) zufolge, sind die sogenannten verantwortlichen Investments um ganze 66 Prozent angestiegen und erreichten Ende 2018 erstmals ein Rekordvolumen von über 65 Milliarden Euro. (

Die Fondspreise richten sich noch immer vor allem an den üblichen Geldanlagen aus, die im durchschnittlichen Portfolio der Privatanleger zu finden sind.

Die Fondspreise richten sich noch immer vor allem an den üblichen Geldanlagen aus, die im durchschnittlichen Portfolio der Privatanleger zu finden sind.(#01)

Nachhaltige Geldanlagen in Österreich (Auszug):

  • Volumen nachhaltiger Investmentfonds: 9,89 Mrd. Euro (+ 19 %)
  • Volumen nachhaltiger Mandate: 11,16 Mrd. Euro (+ 77 %)
  • Gesamtanteil nachhaltiger Produkte am österreichischen Investmentfondsmarkt: 12,8 %

Die Fondspreise spiegeln dies vor allem über die Zusammenstellung der Portfolios wider, denn es gibt diverse Ausschlusskriterien für Wertpapiere und andere Anlageprodukte, die in nachhaltigen Fonds nicht gehandelt werden. So wird alles im Zusammenhang mit dem Abbau oder der Verstromung von Kohle als Hauptausschlusskriterium der nachhaltigen Fonds und Mandate angesehen. Fast alle (96 %) dieser Produkte schließen die entsprechenden Unternehmen aus ihren Portfolio-Angeboten direkt aus.

Hinzu kommen Faktoren wie Waffen, Kernenergie, Rüstung allgemein sowie Werte, die mit Menschenrechtsverletzungen, Konflikten im Arbeitsrecht, Korruption etc. in Verbindung gebracht werden. Trotz des Zuwachses bei den privaten Anlegern finden die meisten Investitionen in nachhaltige Fonds und Mandate durch institutionelle Investoren statt.

Dazu zählen unter anderem Versicherungen und Versorgungseinrichtungen, aber auch religiöse Institutionen. Als größte Investoren in nachhaltige Fondsprodukte gelten in Österreich die Vorsorgekassen, die alleine 52 Prozent des Volumens beanspruchen.

Video: Für wen ist Own Austria?

Zukunft der Fondspreise im Angesicht der nachhaltigen Investitionen

Das FNG hat außerdem eine Befragung zentraler Investoren für nachhaltige Finanzprodukte durchgeführt. Zentrale Fragestellung war dabei, wie die Investoren den Marktausblick in Bezug auf die Entwicklung der Fondspreise und des nachhaltigen Kapitalmarktes insgesamt einschätzen. Für das Jahr 2019 erwarten demnach 57 Prozent der Befragten ein Wachstum von bis zu 15 Prozent, ein Drittel der Teilnehmer rechnet sogar mit einer Wachstumsrate von 30 Prozent.

Diese Einschätzung basiert zumeist auf den erwarteten Umsetzungen von EU-Vorhaben zur Förderung nachhaltigen Wachstums, neuen gesetzlichen Vorgaben sowie der großen Nachfrage für nachhaltig gestaltete Fondspreise. Hierbei spielen vor allem die erwähnten institutionellen Investoren eine marktbestimmende Rolle.

Investmentbranche verleiht Fondspreise 2019 auch für Nachhaltigkeit

Wenn Finanzexperten über Fondspreise sprechen, sind nicht immer nur die Zahlen für Investments gemeint. Einmal im Jahr sind Fondspreise im Sinne einer Preisverleihung gemeint, die durch Branchenverbände vergeben werden. Wie in den Kongress-News zu lesen war, hat FONDS Professionell gemeinsam mit der Tageszeitung „Die Presse“ die österreichischen Fondspreise verliehen. Gekürt wurden insgesamt 30 Investmentfonts mit Portfolios von 29 unterschiedlichen Fondsgesellschaften, verteilt auf zehn Kategorien.

Bewertet wurden unter anderem die herausragenden Ergebnisse für die Geldanlagen. Vorgenommen wurde die Bewertung laut Kongress-News durch das Münchner Institut für Vermögensaufbau (IVA), das speziell entwickelte Risiko- und Portfolio-Analysen für die Ermittlung der Sieger herangezogen hat. Einzige Ausnahme waren die Fondspreise in der Kategorie Nachhaltigkeitspreis, die auf Daten des österreichischen Fondsanalysten Mountain View basieren.

Traditionell verbinden viele Privatanleger die Idee nachhaltiger Investments mit Bio-Produkten, Öko-Bauernhöfen oder innovativen Ideen wie dem fleischlosen Burger der neuen Sensationsaktie „Beyond Meat“.

Traditionell verbinden viele Privatanleger die Idee nachhaltiger Investments mit Bio-Produkten, Öko-Bauernhöfen oder innovativen Ideen wie dem fleischlosen Burger der neuen Sensationsaktie „Beyond Meat“. (#02)

Fondspreise werden zunehmend durch lukrative Nachhaltigkeit geprägt

Traditionell verbinden viele Privatanleger die Idee nachhaltiger Investments mit Bio-Produkten, Öko-Bauernhöfen oder innovativen Ideen wie dem fleischlosen Burger der neuen Sensationsaktie „Beyond Meat“. Die Kursrallye, die dieser Wert hingelegt hat, ist ein Hinweis darauf, dass vegane, vegetarische und insgesamt nachhaltig agierende Unternehmen auf dem Markt immer größere Chancen haben, wenn es um lukrative Investments geht. Allerdings müssen insbesondere private Anleger die Werte etwas genauer unter die Lupe nehmen, da nicht immer alles so nachhaltig ist, wie es auf den ersten Blick aussieht.

So gelten Elektroautos längst nicht mehr als die nachhaltigen Heilsbringer, weil Unternehmen wie Tesla auf die umweltschädliche Produktion der Akkusysteme angewiesen sind. Damit wird ein derartiges Fahrzeug im Vergleich zu Autos mit Verbrennungsmotoren erst nach einer bestimmten Kilometerleistung nachhaltiger und weniger umweltschädlich. Ähnliches gilt auch für Produkte wie das erwähnte vegane Burgerfleisch aus Erbsenprotein, das im ersten Halbjahr 2019 an der Börse für einen Run auf die Aktie von Beyond Meat gesorgt hat.

Gerade bei der Nachhaltigkeit bestehen aufgrund der bisherigen teuren Vermarktung und hohem Versandaufwand für Endverbraucher sowie den zahlreichen Inhaltsstoffen und chemischen Hilfsstoffen durchaus Zweifel am reinen Ökogewissen. Für die Investoren hat sich die Aktie aber bislang durchaus bezahlt gemacht. Gerade für private Anleger ist es nicht immer einfacher, den richtigen Einstieg zu finden, weswegen beim Management der Investmentfonds eine große Verantwortung liegt, neben lukrativen Werten eben auch echte Nachhaltigkeit zu befördern.

Unterbleibt dies und wird nur auf die Entwicklung der Fondspreise geachtet, werden die zunehmend von Nachhaltigkeit bewegten Privatanleger mittelfristig enttäuscht sein. Auch deswegen zeigt der Marktausblick, dass nicht nur in der Region Österreich, sondern auch in der Schweiz und Deutschland grüne Investments an Bedeutung gewinnen.

Video: Richard David Precht beim ORF

Auch bei digitalen Produkten müssen sich die Fondspreise an Nachhaltigkeit orientieren

Die Investition in nachhaltige Produkte hat in den Augen der meisten Privatanleger vor allem mit den typischen ökologischen Produkten wie Lebensmittel aus der heimischen Region zu tun. Doch Nachhaltigkeit lässt sich auf nahezu alle industriellen und gesamtökonomischen Bereiche anwenden. Selbst die Streitkräfte entwickeln immer stärker nachhaltige Konzepte. So stellt die US Navy den Betrieb ihrer nicht-nuklearbetriebenen Schiffe zunehmend auf sogenannte Green Fuels um.

Hierbei spielt aber nicht nur der Umweltgedanke eine Rolle, sondern auch die Kosteneffizienz und die Versorgungssicherheit – denn Unabhängigkeit von ausländischen Erdöllieferungen ist für die Amerikaner ein zentraler Aspekt. Bei Themen wie Künstlicher Intelligenz und der sogenannten digitalen Revolution kommt die Frage der Fondspreise für nachhaltige Geldanlagen auf die nächsthöhere technologische Ebene. Nach einem Bericht der Kongress-News hat der bekannte Philosoph Richard David Precht im Rahmen der Verleihung des Fondspreises 2019 über die Bedeutung nachhaltiger Investmentfonds gesprochen.

Spannend sei vor allem die Frage, ob Nachhaltigkeit nur ein kurzlebiger Trend oder eine echte Investmentstrategie ist. Precht meint, dass insbesondere im Hinblick auf die digitale Revolution nichts mehr ohne Nachhaltigkeit gehe. Die gravierenden Veränderungen im sozialen und wirtschaftlichen Gefüge seien nur mit der industriellen Revolution zu vergleichen. ‚

Maschinen und künstliche Intelligenzen würden zunehmend Jobs von Menschen übernehmen, so Precht. Lösungen für die Bewältigung der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit seien ebenso Teil der Nachhaltigkeit wie die Produktion ökologischer Lebensmittel auf dem Bio-Bauernhof.

Fazit: Die Fondspreise werden künftig stärker von der Nachhaltigkeit des Portfolios bestimmt

Das grüne Gewissen zu beruhigen, ist für viele private Anleger sicherlich ein Hauptgrund, um in nachhaltige Fonds zu investieren. Doch neben den ethisch-moralischen Vorteilen nachhaltiger Produktion und Dienstleistungen stimmt auch immer öfter die Wertentwicklung beim Investment in derartige Finanzprodukte. Die Branche hat das erkannt und gestaltet die Fondspreise zunehmend in dieser Richtung.

Während in Deutschland die meisten Privatanleger noch immer vor allem konventionell investieren, wünschen in Österreich bereits rund 13 Prozent der Anleger nachhaltige Alternativen für ihre Geldanlagen. Die Dominanz der institutionellen Investoren ist jedoch bislang unangefochten.

Langfristig wird das Thema Nachhaltigkeit aber auch solche Lebensbereiche betreffen, die man nicht sofort mit dem ökologischen oder sozialverträglichen Gedanken in Verbindung bringt.


Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: AlexLMX_-#01: Mr.Whiskey -#02:  Elnur

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